Corona hat seine Kreise gezogen. Irgendwie ist es schon traurig, wie viele kampflose Sportlerinnen und Sportler ohne Gegner wieder nach Hause fahren müssen. Und auch die Startgebühren sind gestiegen. Immer mehr Kampflose werden vorab abgemeldet um Geld zu sparen. Aber die Sportler möchten kämpfen. Möchten Erfahrung sammeln. Die Wahrheit im deutschen Taekwondo sieht aber leider nicht gut aus, ein Beispiel: 264 angemeldete Sportler in 74 Leistungsklassen bei einem Nachwuchsturnier. Die kampflosen möchte ich an dieser Stelle nicht aufzählen. Und die Startgebühr, 45€.
Auffällig dabei ist, dass in der Leistungsklasse 2 (LK2) deutlich mehr Aktivität herrscht als in LK1. Warum ist das so? Warum möchten ambitionierte Sportlerinnen und Sportler lieber gegen Anfängerinnen und Anfänger kämpfen, anstatt sich gegen etablierte Gegner zu messen?
Ein Blick auf die Ergebnisse der Fightcards zeigt es sehr schnell: Gerade in der LK2 gibt es die meisten ungleichen Wettkämpfe. Wie könnte man das ändern? Eigentlich ganz einfach! Annektiert das, was den deutschen Fußball so erfolgreich macht: Schafft neben der Deutschen Meisterschaft einen offiziellen „deutschen“ Pokal – Leistungsklasse übergreifende Wettkämpfe! Gebt dem Nachwuchs (LK2) eine Chance mal reinschnuppern. Alle, die dort angemeldet werden, wissen, dass es sich dabei nicht um ein Nachwuchsturnier handelt. Hier kämpfen talentierte, ambitionierte Sportler um einen offiziellen Titel. Für Anfängerinnen und Anfänger also eher ungeeignet. Hier bekommen Talente eine Möglichkeit, sich mal einen Überblick zu schaffen. Gerade im Zweikampf ein wichtiges Thema, mache ich „blau“ oder lieber doch nicht? Ich bin mir sicher, ab dieser Gürtelprüfung verlieren die meisten Aktiven die Lust am Sport. Es lässt sich nicht mehr rückgängig machen und auf einmal – von heute auf morgen – ist man nur noch ein Statist ohne Chance.
Ich wundere mich, warum noch nie ein Ausrichter auf diese Idee gekommen ist. Stichwort „Nachhaltigkeit“ – wie viele Pokale und Medaillen werden pro Turnier für fehlende Teilnehmerinnen und Teilnehmer gekauft und anschließend entsorgt?
Aber auch für die Nachwuchsarbeit ist die aktuelle Situation nicht wirklich gut. Blutige Anfängerinnen und Anfänger kämpfen gegen ambitionierte Sportlerinnen und Sportler auf dem Sprung in die LK1 und verlieren sehr schnell die Lust an Taekwondo. Die LK2 ist nicht wirklich eine zweite Klasse: Hier starten zahlreiche Sportlerinnen und Sportler, damit sie Kampferfahrung bekommen. In der Leistungsklasse fehlt die Herausforderung, hier befinden sich aber die Sportlerinnen und Sportler, die nicht mehr gegen Anfängerinnen und Anfänger kämpfen, sich aber weiterentwickeln möchten.
Egal in welcher Sportart, Corona hat übergreifend mindestens eine Generation übersprungen und zieht seine Kreise. Ich würde mir aber wünschen, dass sich die Verantwortlichen endlich mal Gedanken machen. Egal welches Turnier, seid selbstkritisch, es fehlt an Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Zumindest national, und damit auch an Entwicklungsmöglichkeiten für den Nachwuchs.
Die aktuelle Lage sieht nicht sehr einladend aus. Und lasst euch gesagt sein, der „DFB-Pokal“ lebt von seinen Überraschungen!