Glückwunsch Dimi, dein Verein gehört zu den erfolgreichsten bei der Deutschen Meisterschaft in Nürnberg. Gleich vier Medaillen konntest du abräumen und damit hast du maßgeblich zum Erfolg der TUNRW beigetragen.
Wie zufrieden bist du mit dem Ergebnis?
Dimitros Lautenschläger (DS): Bis auf das souveräne Auftreten mit dem Double von Enis Calik bei der Jugend und den Senioren hat eigentlich keiner der restlichen Athletinnen und Athleten sein Potenzial voll abrufen können. Martin Stach zog sich in der Woche vor der DM einen Handbruch zu, er hätte sicherlich auch noch zu den Medaillenkandidatinnen und -kandidaten gezählt.
Gab es für dich große Überraschungen in Nürnberg, mit denen du nicht gerechnet hast? Oder haben sich alle Favoriten am Ende durchsetzen können?
DS: Hier ist noch einmal Enis Calik zu erwähnen, der mit seinen 17 Jahren auch bei den Senioren die olympische Gewichtsklasse bis 58 Kilogramm klar dominierte. Im Großen und Ganzen waren es schon die etablierten Nationalkaderathletinnen und -athleten, die sich die Medaillen untereinander aufteilten.
Wir kennen dich als Teamplayer. Beobachtest du während einer Meisterschaft auch mal die Kämpfe ohne Swisttal-Beteiligung? Drückst du eventuell auch mal anderen Sportlerinnen und Sportlern aus dem Verband die Daumen?
DS: Auf jeden Fall. Es waren zahlreiche spannende Medaillenkämpfe, auf Anhieb waren es Mohamed Chetoi vom OTC Bonn, Ulusoy Yagiz Dersim und Sara Ben Oulad, beide vom TC Wuppertal, die Gümus-Brüder vom TKD Iserlohn, die sich sehr stark verbessert haben und nicht umsonst in den Medaillenrängen landeten.
Thema Verbandswertung. Wie bewertest du die Statistik? Gerade in NRW wundern sich immer wieder TKD-fremde Sportkolleginnen und -kollegen, warum es in NRW zwei Verbände gibt.
DS: Die Gründe dafür sind in Taekwondo-Deutschland bekannt, aber Geschichte. Wer rechnen kann, weiß sehr wohl, wo Taekwondo aus NRW steht – und zwar ganz oben!
Wo siehst du unseren Sport Taekwondo in Nordrhein-Westfalen? Was wünscht du dir für die Zukunft?
DS: Wir stehen in NRW sehr gut da, wie die Ergebnisse der letzten Jahre zeigen. Das Ballungsgebiet in NRW ist breit verteilt, es gibt sehr viele erfahrene Trainerinnen und Trainer. Für die Zukunft wünsche ich mir eine Professionalisierung unserer olympischen Disziplin im Land sowie im Bund. Der Breitensport und der Formenbereich sollten vom olympischen Bereich getrennt geführt werden, zwar unter einer Organisation, aber dafür selbstverantwortlich. Der Breitensport und der Technikbereich sollten nicht auf Entscheidungsbefugnisse in der Leistungssportentwicklung einwirken können und umgekehrt genauso wenig.
Thema LSP-Konzept der TUNRW. Wir haben schon oft darüber gesprochen. Welche Vorteile bringt es für die Sportlerinnen und Sportler, Talente etc.?
DS: Hierzu muss man mal klar darauf hinweisen, wir zählen zu den kleinsten Landesverbänden in Deutschland mit circa 2 300 Mitgliedern. Die Qualität unseres LSP-Konzepts spiegelt sich in den breitflächigen Erfolgen in allen Altersklassen wider. Bei der Erstellung des Konzepts war für alle Beteiligten klar, keine hauptamtlichen Trainerinnen und Trainer einzustellen. Eine Hauptamtlichkeit trägt nur dann Früchte, wenn man tagtäglich an Talenten arbeitet. In unseren Augen sind das die zahlreichen Trainerinnen und Trainer, die tagtäglich in ihren Vereinen ihre Mitglieder ausbilden. Demnach sind an unseren erfolgreichen Stützpunkten die verantwortlichen Trainerinnen und Trainer unsere Landestrainerinnen und -trainer auf Honorarbasis. Dies hat neben der Wertschätzung der Arbeit in den eigenen vier Wänden/Vereinen dafür gesorgt, dass wir seit der Gründung unseres Landesverbands fast immer unter den Top Three aller Landesverbände stehen. Alle vier Jahre werden die Stützpunkte neu evaluiert. Starten keine Athletinnen und Athleten auf Deutschen Meisterschaften, kristallisieren sich keine Bundeskader mehr heraus oder bleiben die Medaillen aus, wird die Stützpunktförderung gestrichen und neue aufstrebende Vereine kommen in den erlesenen Kreis. Somit ist jeder bestrebt, neue Talente hervorzubringen und seine Arbeit nicht zu vernachlässigen.
Was ist in deinen Augen für die Sportlerinnen und Sportler das Besondere am TUNRW-LSP-Konzept?
DS: Insgesamt muss es einen messbaren Zusammenhang zwischen Potenzial, Förderung und Erfolg geben. Da sich die Kosten im Sport einerseits zunehmend dynamisieren, die staatlichen Fördermittel andererseits begrenzt sind, ist Priorisierung unerlässlich. Mehr Effizienz bedeutet insoweit dann auch, die vorhandenen Mittel künftig auf das Umfeld der Athletinnen und Athleten mit der besten Perspektive und dem größten Erfolgspotenzial zu richten. Und genau diese Aspekte sind in unserem Konzept messbar.
Mittlerweile werden die Sportlerinnen und Sportler auch von ihren Vereinstrainerinnen und -trainern bei internationalen/offiziellen Wettkämpfen betreut. Wie könnte eine perfekte Zusammenarbeit mit den Bundestrainerinnen und -trainern in deinen Augen funktionieren?
DS: Im Kadettenbereich finde ich es mehr als richtig, die vertrauten Trainerinnen und Trainer mitbetreuen zu lassen. Die perfekte Zusammenarbeit mit den hauptamtlichen Bundestrainerinnen und -trainern wäre in meinen Augen eine Unterstützung für die zahlreichen Heimtrainerinnen und -trainer, die zusätzlich arbeiten gehen, um auf den internationalen Turnieren unterstützen zu können. Zahlreiche motivierte Athletinnen und Athleten reisen allein auf Turniere.
Ende April geht es zur Deutschen Meisterschaft der Kadettinnen und Kadetten und U21. Worauf sollen sich die Taekwondo-Freunde freuen?
DS: In Nürnberg herrschte ein tolle Atmosphäre. Wir hoffen, dass die DM der Kadetten auch nach Größe und nicht nach Gewichtsklassen stattfinden wird. Immerhin hat der Weltverband angekündigt, dass die U15-WM nach Größenklassen stattfindet. Als einer der kleinsten Landesverbände versuchen wir, wieder das Optimum herauszuholen.