Die vom DSB veröffentlichte Statistik belegt es: Der Boxsport wird immer beliebter. Seit Mitte der Neunziger steigt die Anzahl der Mitglieder und Clubs in Deutschland stetig. Auch beim ASV Wuppertal platzt die Halle aus allen Nähten. Boxen ist spätestens nach Maske und Co. gesellschaftsfähig und hat einiges an Image und Sympathien gewinnen können.
Obwohl der Allgemeine Sportverein auf eine große Geschichte zurückblicken kann, fehlt es auch in Wuppertal an aktiven Wettkämpfern. Abteilungsleiter André Vogel findet es schade: „Bei uns ist die Trainingshalle voll, die wollen aber alle den Boxsport nur zum Fitnesstraining ausüben und nicht ins Seilgeviert steigen“, kommentiert er unsere Anfrage. Ist der Boxsport nur noch eine Lifestyle-Alternative für Fitnessfans?
Dabei hat der Verein eine große Tradition. Eine der letzten großen Titelträgerinnen war die Frau Pinar Touba, geb. Yilmaz. Sie gewann ihren letzten der fünf Deutschen Meistertitel der Elite/Frauen im Mai 2015. Bei den Männern war es Vincenzo Gualtieri, der im November 2011 die Internationalen Deutschen Meisterschaften der U21 gewann. Das sind die Zeiten, an denen man beim ASV gerne wieder anknüpfen möchte. „Wir haben uns fürs kommende Jahr auf jeden Fall vorgenommen, an mehr Veranstaltungen teilzunehmen. Unser tolles Trainerteam wird nun durch einen zusätzlichen Trainer ergänzt, der verstärkt im Anfängerbereich die Talente fördern soll“, zeigt sich Abteilungsleiter Vogel zuversichtlich. Dabei sollte aber auch nicht unerwähnt bleiben, dass Vincenzo „il capo“ Gualtieri gerade im Profisport angekommen ist und für kräftig Furore sorgt. Wenn er so weitermacht, könnte er noch dieses Jahr um die Europameisterschaft boxen. Was wäre das für ein Spektakel, am besten in unserer Wuppertaler Uni-Halle.
Breitensport braucht viel mehr Beachtung in den lokalen Medien
Aber auch die Barmer brauchen dafür Unterstützung, das gesteckte Ziel wieder erfolgreich angehen zu können. Es ist meistens ein komischer Rattenschwanz und ein Kampf gegen Windmühlen. Dem Breitensport fehlt oft die lokale Medienpräsenz, um sich für Sponsoren zu empfehlen. Dabei suchen die Vereine meist keinen Globalplayer als Partner. Man freut sich gerade über lokale oder regionale Unternehmen, die evtl. Spaß und Interesse daran haben, selbst die sportliche Entwicklung der Sportler und Vereine zu begleiten. Für die Unternehmen ist ein solches Engagement auch gar nicht uninteressant. Erst recht dann, wenn die Unterstützung nachhaltig ist und man gemeinsam die Erfolge feiern kann. Gerade für mittelständige Unternehmen öffnen sich oft neue Netzwerke.
Sicher auch ein Grund, warum Sportstadt-Wuppertal die Zeichen der Zeit erkannt hat. Am Ende braucht der Breitensport aber ein größeres Medieninteresse. Ein schöner Anfang wäre es vielleicht, zumindest dem erfolgreichen Randsport ein klein wenig mehr Platz in den lokalen Medien zu widmen. Es müssen keine ausgearbeiteten Presseberichte sein. Kleine, wertschätzende Meldungen wären ein schöner Anfang. Es darf übrigens auch gespannt beobachtet werden, ob man damit nicht auch seine Zielgruppe erweitern kann. Gerade lokale Medien sollten nicht unterschätzen, das aktuell knapp 70.000 Wuppertaler in Sportvereinen aktiv sind. Und Vereine wie der Allgemeine Sportverein Wuppertal dürfte zu den mitgliederstärksten Vereinen in Wuppertal gehören.
Der Verein für Sport und Freizeit ist in vielen Sportarten aktiv und gliedert sich in mehrere Abteilungen. Überregional erfolgreich und bekannt sind übrigens nicht nur die Boxer des Barmer Sportvereins. Auch die Tanzabteilung gehört national zu den erfolgreichsten. Um an Wettkämpfen regelmäßig teilnehmen zu können, müssen die Sportler oft auch außerhalb des eigenen Verbandes reisen. Kreismeisterschaften verlieren bei talentierten Nachwuchsathleten schnell an Reiz. Gerade Wettkämpfe mit internationalem Flair helfen bei der Entwicklung der Sportler und sollten nicht unterschätzt werden.
Lokaler Sport braucht lokale Partner
Um das zu ermöglichen, brauchen die Vereine lokale Partner. Weiterbildende Trainingseinheiten und Wettkämpfe werden oft von den Sportlern aus eigenen Mittel finanziert. Aber auch die haben Grenzen. Neben der Startgebühr müssen auch Gebühren für die Startmarken regelmäßig bezahlt werden. Den größten Teil stellen aber auch schon mal die Kosten für Anfahrt, Hotel und Logie dar. Für finanzschwache Talente meist der Grund, warum es beim Fitnesstraining bleibt. Die Angst, von Wettkampf zu Wettkampf das nötige Kleingeld aufzutreiben, hemmt zusätzlich die Motivation, in den Wettkampfbetrieb zu wechseln und das Talent bleibt auf der Strecke.
Auch das ist in vielen Sportarten übergreifend dasselbe Problem. Unser Kompliment gilt den Verantwortlichen beim ASV, da sie diesen Weg trotzdem wagen wollen. Eins ist klar: Erfolgreiche Sportler und Vereine sind die besten Botschafter für eine Stadt und Region. Deswegen drücken wir der Boxabteilung vom ASV kräftig die Daumen und wünschen ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung!