Kontaktloses Training und Verbot von Präsenzveranstaltungen – der Taekwondo-Vollkontaktbereich wurde durch diese Einschränkungen hart getroffen. Wie geht die Szene damit um? Wir haben uns umgehört. Corona hat nicht nur in der Weltwirtschaft einen großen Schaden hinterlassen. Irgendwann werden wir vielleicht nicht mehr darüber nachdenken, aber aktuell stellt sich schon in Frage – „Wie und wann wird es weitergehen!?“
Der große Mitgliederschwund ist den Vereinen, Gott sei Dank, erspart geblieben. Trotzdem sind wir uns sicher, speziell bei den Wettkämpfern wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Obwohl es gerade beim Taekwondo eine große Solidarität bei den Aktiven, und vor allem von den Großen der Sportszene gab, wird es schwer die Talente bei Laune zu halten. Das Angebot gerade zum Höhepunkt der Krise, war riesig. Onlinetraining, Livetalks und eine umfangreiche Berichterstattung hielten die Sportler bei der Stange. Auch die bekannten Namen in der Szene waren sich nicht zu schade, die Community zu motivieren. Wir kennen nicht viele Sportarten, die ihre Sportler und Fans mit einem solchen Programm unterhalten und vor allem auch fit gehalten haben. Für Vollblut – Wettkämpfer steht die Zeit aber weiterhin still. Ihnen fehlen das Sparring ohne Einschränkungen, das gemeinsame Training und vor allem die Wettkämpfe.
Egal ob LK 1 oder LK2, alle Aktiven haben ihren strengen Trainings- und Karriere- und Ernährungsplan. Selbst in der Jugend C gehen die Sportler vor Wettkämpfen regelmäßig auf die Waage, achten darauf wie sie sich ernähren und gehen voller Vorfreude konzentriert zum Training. Auf einmal ist genau diese Anspannung weg. Damit leider auch häufig die Disziplin. Völlig unfreiwillig erwischen sich die Protagonisten dabei, dass sie längst aus ihrer alten Gewichtsklasse herausgewachsen sind. Schlimmer wird es für die Athleten sein, die im dritten Jahr ihrer Altersklasse sind und unlängst bemerkt haben, dass es dieses Jahr vielleicht keine Wettkämpfe mehr geben wird. Es gibt für junge Sportler nichts Schlimmeres, als wenn sie auf einmal feststellen müssen, das sie den besten Zeitpunkt in ihrem Jahrgang gerade verpasst haben. Alle Vorsätze und Pläne sind nicht mehr erreichbar. Wie in einen schlechten Traum ist auf einmal alles weg und man bewegt sich nicht mehr von der Stelle: Für einen jungen Menschen keine schöne Lebenserfahrung.
Aber auch direkt nach der Corona-Pause, so raten die Sportmediziner, sollten die Wettkämpfer vorsichtig anfangen und ihr Training langsam steigern. Die Muskeln und Bänder sind nicht mehr so geschmeidig. Das erhöht die Gefahr von Zerrungen und Rissen. Außerdem hat möglicherweise die Technik gelitten und die Leistungsfähigkeit abgenommen.
So traurig das ist, wahrscheinlich werden einige Sportler ihre Intensivität zurückschrauben und kräftig an Moral und Motivation verloren haben. Die Wettkampfszene wird nach der Krise eine Neue. Gleichzeitig darf man gespannt sein, wie sich der Turnieralltag wieder einnorden wird. Taekwondo-Aktuell August 2020