Vom Schrauber zum Werksfahrer – eine solch bemerkenswerte Karriere ist im Motorsport fast undenkbar. Doch es gibt sie, die Emporkömmlinge ohne jede Förderung.
Wer im Motorsport Erfolg haben will, braucht Zweierlei: Viel Talent und eine Menge Geld. So wird es bereits den Kart-Kids eingehämmert, wenn sie sich hoffnungsvoll zum Lehrgang für ihre erste Lizenz anmelden, auf dem eine große Motorsportkarriere aufbauen soll. Die Wege im Motorsport sind heutzutage in der Regel vorgezeichnet: Kartsport, schnelle Entscheidung in Abhängigkeit von Talent und/oder Geldbeutel, ob Tourenwagen- oder Formelsport, Hocharbeiten in den verschiedenen Rennserien. Wer schnell ist und die richtigen Kontakte hat, kann es zum professionellen Rennfahrer bringen.
Doch es gibt auch noch diejenigen, die gegen den Strom schwimmen. Die allen Widrigkeiten zum Trotz selbst ihr Glück in die Hand nehmen und versuchen, es in einer Budget-Variante nach oben zu bringen. Der Weg ist riskant, doch wer ihn durchsteht, bringt Qualitäten mit, die kein stark geförderter Nachwuchspilot erlernen kann. Ein gutes Beispiel dafür ist Dirk Adorf. Der heutige BMW-Werksfahrer hat eine wirklich bemerkenswerte Karriere hingelegt. Vom Schrauber zum Profi-Rennfahrer – es geht, wenn man den nötigen Biss hat.
„Ich habe als 14-jähriger an der Nordschleife in einem Team mitgeholfen und mich vom Felgenwäscher über den Mechaniker heraufgearbeitet, bis ich selbst fahren durfte. Und auch da habe ich klein angefangen“, schildert der Altenkirchener seine Anfänge im Motorsport. In der Tat waren zu Beginn kaum mehr als 100 PS, die er bewegen durfte. Zwar tat er dies auf beeindruckende Weise, doch Talentscouts bewegten sich in den 90er-Jahren ausschließlich auf Kartbahnen und nicht in Teams, in denen der Fahrer selbst noch Hand anlegt.
Aber Adorf biss sich immer wieder durch. An den Wochenenden Rennen fahren, unter der Woche neben der Arbeit im heimischen Autohaus Sponsorensuche. Ein Unfall, der für einen gefördertes Nachwuchstalent nicht der Rede wert ist, konnte eine ganze Saison gefährden. Jedes Rennen hätte das Aus für die gesamte Saison bedeuten können. Doch es sind genau solche Situationen, die einen guten Rennfahrer prägen: Es gibt keine bessere Schule für materialschonendes Fahren als das ständige Damoklesschwert eines möglichen Saisonendes. Über einen langen Zeitraum macht es sich bezahlt. Während millionenschwer geförderte Piloten auch in höchsten Motorsport-Klassen auf teils amateurhafte Art noch Schrott produzieren, sind meist diejenigen Fahrer die materialschonendsten, die finanziell nie auf Rosen gebettet waren.
Gewiss bietet der alternative Weg mehr Risiken als Chancen. Doch wer sich durchbeißt, beweist ein riesiges Durchhaltevermögen. Vielleicht war das der Grund dafür, dass BMW bei Dirk Adorf anklingelte und ihn zum Werksfahrer beförderte. Kämpferqualitäten und ein großes Racer-Herz gibt es eben auch mit massiv Sponsorengeldern nicht zu kaufen. Natürlich geht es im Motorsport nicht ohne Geld – aber ohne Talent funktioniert es eben auch nicht!