Wir möchten an dieser Stelle die Tradition fortsetzen, auch Wuppertaler Musiker vorzustellen. Dieses Mal haben wir einen auf seiner Art ganz besonderen Musiker; er selbst stellt sich auf seiner Homepage mit „CrazyB – HipHop außerhalb der Norm“ vor. Selbstverständlich möchte der Künstler kein Mitleid oder Rollstuhlbonus. Viel mehr geht er nur offen mit der Tatsache um, dass er im Rollstuhl sitzt und am liebsten an seinem Output gemessen werden möchte. Sein aktuelles Album „Charakterkopf 2.0“ – bei allen Streamingdiensten und Downloadportalen erhältlich – ist ein starkes Statement. Hinter dem Pseudonym CrazyB verbirgt sich der Wuppertaler Markus Maiwald.
In seinen Songs kommt er direkt zum Thema und nimmt kein Blatt vor dem Mund. Seine Songs brauchen aber trotzdem keinen Jugendschutz. Welche Themen ihn bewegen, sagt er uns am besten gleich selbst. Am Anfang steht aber eine Frage, auf die ich nicht verzichten und deswegen direkt hinter uns bringen möchte.
Markus, ganz offen, siehst Du Dich als Musiker im Rollstuhl im Nachteil?
CrazyB: Mein Rollstuhl ist Fakt, als Musiker zählt trotz der Optik einzig deine Skills. Keine allgemeingültige Ansicht, aber weder behindert der Rollstuhl, noch pusht das Goldkettchen 😉 Die Kulturlandschaft HipHop lebt von Vielfalt, hier fühle ich mich akzeptiert und in der möchte ich überzeugen, ganz ohne Behindertenbonus.
Du hast im Mai Deine Prüfung zum Audio Assistenten bestanden, herzlichen Glückwunsch. Du selbst schreibst „weiter geht’s, keep on rolling“. Was sind Deine Pläne für die Zukunft?
CrazyB: Vielen Dank für die Glückwünsche, dieser Weg ist ein Jugendtraum und wenn nicht jetzt, wann dann? Qualitativ guter HipHop besteht aus vielen Facetten, Elementen und am Ende auch aus jeder Menge Wissen. In erster Linie möchte ich meine Fähigkeiten verbessern, um meine Songs selbst produzieren können, ohne von anderen abhängig sein zu müssen. Und wer weiß, vielleicht kann es nach erfolgreichem Abschluss mal ein Zubrot werden.
„Die HipHop-Landschaft verändert sich stetig“
Du bist ein gutes Beispiel für einen neueren Typ Rapper – Leute mit Humor und eher der zugängliche Buddy von nebenan. Was ist aus deiner Sicht gerade los im HipHop?
CrazyB: Ich würde mich lieber in der freien Tradition der 90er Jahre HipHopper sehen. Die, die einfach gemacht haben, ohne ein Klischee erfüllen zu müssen, ihren Humor nicht in der Machoattitude verloren haben und einfach Spaß hatten, an dem was sie tun. Ich bin ein Kind der Kultur, seit 20 Jahren Fan und davon 14 Jahren selbst am Start. Müsste ich mir selbst ein Etikett an den Zeh hängen, dann wäre das BoomBap Marke Eigenbau. Die HipHop-Landschaft verändert sich stetig, hat sich immer wieder selbst neu erfunden und auch so manchen Auswuchs produziert, mit dem ich persönlich wenig anfangen kann aber trotzdem gibt es immer wieder diese unbeachteten Perlen, deren Skillz viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätten, Cr7z als Beispiel.
Lass uns mal über Dein Album „Charakterkopf 2.0“ sprechen. Beschreibe uns mal das Album. Was wolltest Du mit dem Album zum Ausdruck bringen?
CrazyB: Das Album „Charakterkopf 2.0“ ist genau die Platte geworden, wie ich sie eigentlich schon im Jahre 2008 mit „Charakterkopf“ machen wollte. Es ist Update und Weiterentwicklung der ersten Platte mit den Dingen, die mich aktuell beschäftigen. Der Drahtseilakt zwischen persönlich und privat.
Wie kam es zu deinem Song „Wuppertaler Jungs“ und worum geht’s dir darin?
CrazyB: Mit von der Partie ist mein lieber Wuppertaler Kollege Meelman, wir kennen uns schon lange privat, waren oft unterwegs und haben freiwillig unfreiwillig genug Stoff gesammelt für den Track. Man sollte nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, aber ein Funken Wahrheit lässt sich nicht leugnen.
„Das Album ist zu einer Zeit entstanden in der es mit Privat nicht allzu gut ging“
Ich habe das Album gehört und finde es sehr privat. Also, Du bist sehr offen und nahbar. Man merkt sofort , welche Themen Dich beschäftigen. Mit welchen Gedanken hast Du das Album zusammengestellt?
CrazyB: Das Album ist zu einer Zeit entstanden in der es mit Privat nicht allzu gut ging, Musik war für mich schon immer eine Art Ventil und die Albumproduktion hat mir geholfen, gut durch diese Zeit zu kommen. Um ehrlich zu sein, habe ich dabei kein konkretes Ziel verfolgt. Der Prozess wurde angestoßen, Texte haben sich wie von selbst geschrieben und die Platte ist immer weiter gewachsen.
Es gibt auch interessante Gastauftritte auf Deinem Album. Wie kam es zu den Songs? Habt ihr die zusammen ausgesucht oder hast Du die Künstler direkt mit dem Song angesprochen?
CrazyB: Jeder Track hat seine Geschichte, manche geplant, manche sind spontan entstanden und andere brauchten mehr als einen Anlauf. Meine Feature-Gäste sind natürlich nicht zufällig, mit den meisten verbindet mich eine längere Geschichte, viele sind aus meinem direkten Umfeld und manche haben aus der Ferne den eigenen Weg geprägt und beeinflusst. Es ist ein Traum, wenn man es schafft andere von der eigenen Idee zu überzeugen und musikalisch zusammenfinden. Für mich schließt sich hier auch ein Kreis zu meinen eigenen Wurzeln.
Gibt es aktuelle Themen die Dich beschäftigen? Was ist die nächste Sache, auf die du mit dem Finger zeigst?
CrazyB: Es gibt jetzt nicht das beherrschende Thema, über das ich unbedingt sprechen muss, ich bin kein Mensch, der den mahnenden Zeigefinger hebt oder unbedingt Salz in die Wunde streuen muss. Meine Themen ergeben sich ganz spontan aus dem Alltag, wachsen Stück für Stück, aber sind natürlich auch dem Zeitgeist geschuldet. In letzter Zeit habe ich mich viel mit dem Thema Wurzeln beschäftigt. Um zu sehen und zuhören was dabei rausgekommen ist, gilt es die neue Platte abzuwarten.
Welche Rapper haben auf dich und deine Musik Einfluss?
CrazyB: Ich bin geprägt durch die deutsche HipHop Szene Ende der 90er, Anfang 2000er, insbesondere aus Hamburg und Stuttgart. Die Initialzündung war für mich das Album Deluxe Soundsystem von Dynamite Deluxe aus dem Jahr 2000. Samy Deluxe ist bis heute der Rapper, der mich am meisten geprägt und beeinflusst hat.
Sprechen wir aber auch mal über Sport. Gibt es eine Sportart die Du verfolgst? Gibt es in Wuppertal vielleicht einen Verein oder Sportler,die Du verfolgst?
CrazyB: Ich bin seit Kindestagen Borussia Dortmund Fan und verfolge das Geschehen im Fußball. Außerdem bin ich großer Basketballfan, habe selbst in Köln Rollibasketball gespielt und schlage mir für die NBA auch mal die Nächte um die Ohren. Dem WSV drücken wir weiter alle Daumen, als Sonnborner Jung bin ich damit aufgewachsen.
„Mein neues Album erscheint am 10.10.2020“
So, jetzt haben wir das Ende erreicht. Der letzte Punkt gehört Dir. Gibt es etwas, was wir vergessen haben zu fragen und Du uns noch sagen möchtest?
CrazyB: Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich für das Interview bedanken, vielen Dank für das Interesse. Und natürlich muss ich die Gelegenheit nutzen, ein bisschen Werbung für mein neues Album „Zurück zu den Wurzeln“ zu machen. Das FeatureAlbum erscheint am 10.10.2020 und ich durfte als mein absolutes Highlight bei jedem Track mit einem anderen Künstler zusammenarbeiten. Die Platte erscheint über das Label Kopfpunkhörer und wird bei allen Streamingdiensten sowie auf allen Downloadportalen erhältlich sein.